„Doing rupture“: Eine methodologische Perspektive für die qualitative Psychotherapieforschung am Beispiel therapeutischer Krisen

Kai Ginkel, Claudia Höfner

Abstract


Während sich die Soziologie dafür interessiert, wie soziale Ordnung im Zuge von Irritationen einholbar wird, ist die Krise in der Psychotherapie ein potenziell entscheidender Wendepunkt in Bezug auf erwünschte Effekte. Trotz unterschiedlicher Akzentuierungen handelt es sich also um ein gemeinsames Forschungsinteresse – diesem folgt der vorliegende Beitrag. Ziel ist es dabei, im Sinne einer Weiterentwicklung der qualitativen Psychotherapieforschung konkrete Perspektiven für die Erschließung von Krisen in der therapeutischen Beziehung zu eröffnen. In der Literatur als „alliance ruptures“ (Eubanks, Muran & Safran, 2010) kategorisiert, wurde dieses
Phänomen bislang vorrangig auf Basis quantitativer Verfahren erforscht. In der qualitativen Forschung wiederum fehlt in der Auseinandersetzung mit diesem Typus von Krise bislang eine systematische Beschäftigung. Hierbei erscheint ein Anschluss an die interaktionistischen (Blumer, 1969; Mead, 1978) und praxistheoretischen (Reckwitz, 2003; Schatzki, 2002; Schmidt, 2012) Paradigmen in der qualitativen Sozialforschung passend und produktiv. Im Folgenden soll der Nutzen dieser Verbindung für die Psychotherapieforschung dargestellt werden. Unmittelbar stellen sich im gleichen Atemzug Herausforderungen methodologischer Art. Es soll gezeigt werden, wie eine konsequente Bearbeitung jener Herausforderungen sich als vielversprechend für die Erarbeitung neuer Dimensionen und Gegenstandsbereiche in der Psychotherapieforschung erweisen kann. Dies erfolgt mit Rückgriff auf das Konzept der so genannten „Intersession“-Prozesse (Hartmann, Orlinsky & Zeeck, 2011) in psychotherapeutischen Behandlungen.

Schlagworte


Beziehung, Methodologie, qualitative Psychotherapieforschung, Praxistheorie, Intersession

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Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit an der Donau-Universität Krems